Du hast Dich mit dem Kompakten Kommunikationskompass beschäftigt?
Dann weißt Du bereits, welche Rolle die 4 sog. „Wächter“ als Kommunikationshürden spielen.
Sie entscheiden maßgeblich über die Wirksamkeit einer Botschaft.
Worum es in diesem Video geht
Heute wollen wir uns mit folgender Frage etwas eingehender beschäftigen:
Was genau passiert eigentlich, wenn die Prüfung des Wächters nicht bestanden wird?
Die Prüfung einer Botschaft oder Situation
Schauen wir zunächst noch einmal darauf, was es eigentlich bedeutet, wenn der Wächter eine Botschaft oder eine Situation überprüft.
Der Hintergrund ist der, dass der Wächter mit einer Situation konfrontiert wird, die er mit seinen eigenen Erwartungshaltungen abgleicht und feststellt:
"Moment, da stimmt irgendwas nicht! Ich schaue mir das mal lieber genauer an!"
Und in dem Moment schaut er sich diese Situation beziehungsweise diese Botschaft durch die sogenannte "Brille der Vergangenheit" an.
Das heißt, er gleicht sie ab mit seinen eigenen Einstellungen, Werten und vielleicht auch Vorurteilen.
Das können zum Beispiel Aspekte sein wie seine "Einstellung zu Pünktlichkeit" oder "Ordnungssinn" oder Regeln im Allgemeinen.
Was wir während der Prüfung spüren
Wenn der Wächter der Meinung ist, dass eine seiner Erwartungshaltungen nicht erfüllt wird, dann erzeugt er dieses "komische Gefühl" im Bauch und wir verspüren eine leichte Anspannung.
Es kommt zu einer ersten Eintrübung unseres Denkvermögens.
In diesem Moment laufen wir dann auf "Autopilot".
Durch das Programm des Wächters sind wir nicht aktiv in der Situation, haben nicht zu 100% die Kontrolle darüber.
Wenn die Prüfung negativ ausfällt
Der kritische Punkt ist dann erreicht, wenn der Wächter sagt:
"Prüfung nicht bestanden!"
Dann geht die Botschaft zu uns durch und wir erhalten eine Mitteilung.
Diese enthält eine Bewertung dieser Situation: "Unsere Erwartungen werden nicht erfüllt!"
Das kommt einem Angriff unserer Grundeinstellungen gleich.
Die Gefahr die Kontrolle zu verlieren
In der Folge wird ein Ur-Reflex in bestimmten Arealen unseres Hirns aktiv.
Da unser Denkvermögen bereits eingetrübt ist, ist es für die Ur-Reflexe nun ein leichtes die Kontrolle zu übernehmen.
Konkret steuert dies unser sogenanntes "Reptilienhirn", verantwortlich für die Grundfunktionen zum Überleben, das blitzschnell ein Signal aussendet:
"Moment, wir müssen reagieren"
Es startet daraufhin ein Programm, entweder ein Fluchtprogramm oder ein Angriffsprogramm.
Das Reptilienhirn macht sich dabei das "limbische System", wo unsere Gefühle verankert sind, zunutze und es werden Stresshormone ausgeschüttet.
In dem Moment, wo zu viele Stresshormone ausgeschüttet werden, laufen wir in einem emotionalen Stressprogramm.
Das können zum Beispiel sein: Programme des Ärgers, der Wut, des Zorns oder eben auch der Angst.
Ein Beispiel
Stellen wir uns vor, ein junger Kollege soll eine Präsentation vor der Geschäftsleitung oder dem Vorstand halten.
Er hat sich akribisch darauf vorbereitet, weil seine eigene Erwartungshaltung an sich ist:
"Ich darf keine Fehler machen! Ich möchte alles richtig machen! Es muss alles perfekt sein, perfekt vorbereitet und eben auch perfekt vorgetragen!"
Während er nun seine Zahlen vorstellt, sagt auf einmal der Kaufmännische Leiter: "Moment, da ist aber ein Berechnungsfehler! Irgendwas stimmt da nicht!"
Was passiert in dieser Sekunde, wo der junge Mitarbeiter das hört?
Sein Wächter wird aktiv, weil er realisiert:
"Moment, meine Erwartungshaltung ist: Alles perfekt! Wir haben hier eine Situation, wo diese Erwartungshaltung angegriffen wird.“
Er prüft die Situation, indem er sich die Zahlen anschaut.
Er gibt das Prüfergebnis zurück: "Prüfung nicht bestanden!"
Die Erwartungshaltung, alles perfekt zu machen, ist nicht erfüllt.
Wir kennen diese Situation.
Stressprogramme übernehmen die Steuerung
Was passiert jetzt?
In Bruchteilen von Sekunden aktiviert unser Ur-Hirn - also unser Reptilienhirn in Verbindung mit dem limbischen System - durch die Ausschüttung von Stresshormonen ein emotionales Stressprogramm.
In dieser Situation ist das ein Fluchtprogramm, das heißt eigentlich möchte der junge Kollege nichts anderes, als so schnell wie möglich aus diesem Raum heraus.
Die Stresshormone sorgen dafür, dass seine Muskulatur durchblutet wird, damit er in der Lage ist schnell zu fliehen.
Weglaufen wird er in dieser Situation nicht!
Körperliche Reaktionen
Was passiert dann?
Das Blut, das in seine Beine gepumpt wird, um eben schnell laufen zu können, schießt zurück in den Kopf. Er bekommt einen roten Kopf, Schweißperlen auf der Stirn, feuchte Hände und ist vor allem im Denken blockiert.
In diesem Modus, wenn dieses Programm läuft, ist Denken nicht gefragt.
Das ist in dieser Situation der Flucht nicht erforderlich.
Da zählen eben einzig diese Programme, die auf Autopilot laufen, um das Überleben zu sichern.
Auswirkungen auf die Kommunikation
Was bedeutet das nun für uns in der Kommunikation mit anderen?
Wenn wir feststellen, dass bei unserem Gegenüber ein Wächter aktiv wird, dann können wir erahnen, dass bei einer negativen Prüfung ein bestimmtes Programm ablaufen kann, eben dieses Stressprogramm.
Wenn wir wissen, welcher Wächter bei dem anderen dominant ist, können wir sogar vorhersagen, welches Programm ablaufen wird.
Damit haben wir haben Gestaltungsmöglichkeiten, durch bewusste Kommunikation Einfluss darauf zu nehmen, dass der andere nicht in dieses negative Stressprogramm verfällt.
Das nimmt auch Einfluss auf unsere emotionalen Reaktionen, weil wir auf ein emotionales Signal von unserem Gegenüber ebenfalls reagieren und häufig selbst nicht gelassenen damit umgehen können.
Wir haben die Möglichkeit, in solchen Situationen durch bewusste Gestaltung der Kommunikation Einfluss darauf zu nehmen, dass eine Kommunikation überhaupt möglich bleibt.
Das gleiche gilt auch für dich selbst!
Das kannst du tun
Wenn du bei dir bemerkst, dass ein Wächter aktiv wird, dann hast du eine gewisse Zeitspanne Zeit, um von Autopilot umzustellen auf Direktsteuerung.
Du hast dann die Möglichkeit, vor Ende der Prüfung durch den Wächter die Kontrolle zu übernehmen und zu verhindern, dass nachfolgend ein emotionales Stressprogramm startet, was sich bei dir eben auch in einem Angriffs- oder in einem Fluchtprogramm ausdrücken kann.
Deswegen ist es wichtig, dass du weißt, welcher dein dominanter Wächter ist.
Und dass du weißt, woran du merkst, wenn er aktiv wird und dass du in der Lage bist, in der Phase vor Abschluss der Prüfung von Autopilot auf manuelle Steuerung also auf Direktsteuerung umzuschalten.
Das Ruder in die Hand nehmen
Was kannst du tun bzw. was solltest du tun, wenn du bemerkst, dass der Wächter aktiv ist?
Wie kommst du von Autopilot auf Direktsteuerung?
Letztendlich musst du Zeit gewinnen.
Es dauert etwas, bis du den Modus umgestellt hast.
Du musst also Zeit gewinnen, um wieder die Kontrolle zu übernehmen.
Das gelingt ihr zum Beispiel durch ein tiefes Einatmen.
Dann merkst du, wie die an Anspannung nachlässt. In dem Moment ist das Programm des Wächters beendet und du kannst über dein Denkhirn, also über dein rationales Denken, die Kontrolle über diese Situation übernehmen.
Probiere es mal aus
Wenn du merkst, dass der Wächter aktiv wird und ein Programm läuft, dann versuche bewusst, von Autopilot auf manuelle Steuerung umzustellen.
Einfach, indem du Zeit gewinnst, um Kontrolle zu übernehmen.
Versuche es mal mit dem tiefen Durchatmen und schaue, was passiert.
Viel Erfolg dabei!